Die Vier-Stufen-Methode ist eine beliebte Ausbildungsmethode, um Auszubildenden neues Wissen beizubringen und praktische Tätigkeiten zu lehren.
Sie wird außerdem gerne von Prüflingen in der AEVO Prüfung zum Erhalt des Ausbilderscheins eingesetzt.
Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel, was es damit auf sich hat.
Als Einsteiger im Berufsleben sind Auszubildende mit vielen neuen Eindrücken und Aufgaben konfrontiert.
Man kann nicht erwarten, dass von Beginn an alles reibungslos klappt und verstanden wird.
Ein guter Ausbilder kann seinem Auszubildenden jedoch Hilfestellungen geben, damit dieser unbekannte Arbeitsabläufe schneller erlernen und selbstständig anwenden kann.
In diesem Artikel möchten wir daher auf die Vier-Stunden-Methode eingehen – eine etablierte Vorgehensweise, um die Einarbeitung von Personen in neue Aufgabenbereiche zu vereinfachen und eine gute Wahl für die praktische AEVO Prüfung.
Entstehung der Vier-Stufen-Methode
Die Basis der Vier-Stufen-Methode wurde in den USA während des zweiten Weltkrieges entwickelt.
Ziel war es, die Ausbildung fähiger Arbeitskräfte durch ein spezielles System effizienter zu gestalten.
Ging es damals darum die kriegsnahen Industrien mit besserem Humankapital auszurüsten oder neue Rekruten schneller anzulernen, stehen heutzutage ökonomische Interessen im Fokus.
An der Grundidee hat sich jedoch prinzipiell nichts geändert:
Die Vier-Stufen-Methode soll Mitarbeiter
- schnell
- effizient
- und einheitlich
an neue Aufgabengebiete heranführen.
Wie dies im Detail funktioniert, schauen wir uns im nächsten Abschnitt an.
Anwendung der Vier-Stufen-Methode
Die Methode ist bewusst sehr unspezifisch gehalten, damit es auf möglichst viele Bereiche transferiert werden kann.
Die Vier-Stufen-Methode eignet sich aber vor allem zur Vermittlung von psychomotorischen Lernzielen.
Das können die Vermittlung von Fertigkeiten am Arbeitsplatz oder die Einübung von festen Arbeitsabläufen sein, wobei das Erlernen von handwerklichen Tätigkeiten grundsätzlich bevorzugt werden sollte.
Zur Vermittlung von typischen kaufmännischen Tätigkeiten wie dem Ausfüllen eines Formulars, bei dem es also eher um kognitive Lernziele geht, ist die Vier-Stufen-Methode nicht geeignet!
Typische Beispiele für Unterweisungsthemen, die sich für eine Unterweisung nach der Vier-Stufen-Methode eignen, sind beispielsweise:
- das Verpacken von Geschenken für Kunden als Verkäufer
- Servietten falten als Hotelfachmann
- Pflanzen umtopfen als Gärtner
- oder der Austausch eines Arbeitsspeichers als Fachinformatiker
Die Vier-Stufen-Methode in ihrer klassischen Form ist eine rein darbietende Unterweisungsmethode, die durch gezieltes Vor- und Nachmachen von Arbeitsschritten darauf abzielt, dass der Auszubildende deren fachgerechte Ausführung lernt.
Sie wird durch einen autoritären Führungsstil geprägt.
Die 4-Stufen der Methode
Wie der Name schon sagt basiert die Vier-Stufen-Methode auf vier unterschiedlichen Stufen, die in einer klar definierten Reihenfolge ablaufen sollen.
So sieht dabei der typische Weg aus:
- Theoretische Erklärung
- Praktische Demonstration
- Theorie- und Praxistest
- Eigenständige Übungsphase
Daraus lassen Sich folgende vier Stufen der Vier-Stufen-Methode definieren:
Stufe 1: Vorbereitung
Stufe 2: Vormachen und erklären (durch den Ausbilder)
Stufe 3: Nachmachen und erklären (durch den Auszubildenden)
Stufe 4: Üben
Im Folgenden zeigen wir Ihnen, welche konkreten Abläufe sich hinter den einzelnen Stufen verbergen.
Stufe 1: Vorbereitung
In Stufe 1 „Vorbereitung“ muss der Ausbilder zunächst einmal ein geeignetes Lernziel anhand der pädagogischen Grundsätze sowie dem bisherigen Kenntnisstand des Auszubildenden definieren.
Die Definition eines passenden und realistischen Lernziels ist essentiell für den Erfolg der Unterweisung.
Im nächsten Schritt bereitet der Ausbilder den Lernort für die Unterweisung vor und stellt die benötigten Arbeitsmittel bereit.
Zu Beginn der Unterweisung begrüßt der Ausbilder den Auszubildenden zunächst und sorgt mit Hilfe von Small-Talk für eine angenehme Lernatmosphäre, in der sich der Auszubildende wohlfühlt.
Optimal ist es, wenn es dem Ausbilder gelingt, aus dem Small-Talk heraus den Übergang zum Unterweisungsthema zu schaffen.
In jedem Fall sind das Thema der Unterweisung sowie das Lernziel klar und deutlich vom Ausbilder zu nennen.
Außerdem sollte der Ausbilder dabei dem Auszubildenden die Frage nach eventuell vorhandenen Vorkenntnissen stellen, um eine Über- oder Unterforderung des Auszubildenden während der Unterweisung zu vermeiden.
Wichtig ist in dieser Situation auch, dass der Ausbilder versucht, anhand von Fragen das Interesse des Auszubildenden zu wecken und diesen für die Unterweisung zu motivieren.
Gegen Ende der ersten Stufe sollte der Ausbilder den Auszubildenden zu sich herholen, damit dieser die nächsten Schritte in Stufe 2 möglichst aus der Ich-Perspektive erlebt und nachvollziehen kann.
Stufe 2: Vormachen und erklären
In Stufe 2 „Vormachen und erklären“ beginnt der Ausbilder damit, dem Auszubildenden die einzelnen Arbeitsschritte vorzumachen und dabei zu begründen.
Dabei muss der Ausbilder versuchen, die Aufmerksamkeit des Auszubildenden hoch zu halten, was am besten mit Zwischenfragen wie „Siehst du alles?“ oder „Hast du das verstanden“ gelingt.
Sollte der Auszubildende einen Arbeitsschritt nicht verstehen, dann wird dieser durch den Ausbilder wiederholt.
Die Aufgabe des Auszubildenden in Stufe 2 ist es, dem Ausbilder aufmerksam zuzusehen und zuzuhören, bei Unklarheiten Fragen zu stellen und die Fragen des Ausbilders zu beantworten.
Stufe 3: Nachmachen und erklären
In der dritten Stufe „Nachmachen und erklären lassen“ ist es nun die Aufgabe des Auszubildenden, die einzelnen Arbeitsschritte nachzumachen und mit seinen eigenen Worten zu begründen.
Der Ausbilder schaut und hört dem Auszubildenden dabei aufmerksam zu und greift bei Bedarf ein, beispielsweise wenn der Auszubildende einen Fehler macht oder Gefahr besteht.
Der wichtigste Schritt in Stufe 3 ist die Lernzielsicherung!
Der Ausbilder versucht dabei, anhand von gezielten Kontrollfragen, zum Beispiel „Warum ist das jetzt nötig?“ oder „Wozu ist das gut?“, das Lernziel der Unterweisung zu sichern.
Wenn der Auszubildende etwas richtig macht, dann lobt ihn der Ausbilder, um den Auszubildenden zu motivieren.
Stufe 4: Üben
In der vierten und letzten Stufe „Üben“ geht es darum, dass der Auszubildende die gelernten Arbeitsschritte direkt vertieft und verfestigt.
Dafür führt er die einzelnen Arbeitsschritte unter Beobachtung des Ausbilders noch einmal selbständig durch.
In dieser Stufe findet die Lernzielkontrolle statt.
Dazu kann der Ausbilder den Auszubildenden noch einmal die wichtigsten Punkte bei der Durchführung der Arbeitsschritte verbal zusammenfassen lassen.
Nachdem die Übung beendet ist, sollte der Ausbilder den Auszubildenden bei guter Ausführung loben oder aber konstruktive Kritik geben.
Sollte der Auszubildende das Lernziel erreicht haben, wird dieses noch einmal vom Ausbilder wiederholt, um die Erreichung zu bestätigen.
Beispiel: „Du bist nun in der Lage, einen Arbeitsspeicher an einem Notebook unter Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften selbständig und fachgerecht auszutauschen.“
Zum Abschluss gibt der Ausbilder einen Hinweis auf die nächste Unterweisung und bittet den Auszubildenden, die Unterweisung in das Berichtsheft als Ausbildungsnachweis einzutragen.
Tipps für die Praxis
Entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg einer Unterweisung mit der Vier-Stufen-Methode ist eine gute Planung.
Der Ausbilder sollte das Unterweisungsthema und Lernziel klar herausarbeiten und definieren und die Medienwahl auf den Auszubildenden ausrichten.
Außerdem sollte eine großes Augenmerk auf die Lernzielsicherung sowie Lernzielkontrolle (Lernerfolgskontrolle) gelegt werden!
Vor- und Nachteile der Vier-Stufen-Methode
Die Vier-Stufen-Methode bietet sowohl Vor- als auch Nachteile.
Zu den Vorteilen gehören:
- Es ist ein geringer Zeitaufwand für die Vorbereitung und Durchführung nötig.
- Die Methode ist sehr zielorientiert.
- Und sie hat eine logische Abfolge, also eine Art verständlichen Leitfaden, der eine vergleichsweise einfache Durchführung ermöglicht.
Zu den Nachteilen der Vier-Stufen-Methode gehören:
- Die Methode ist rein darbietend.
- Sie bietet keine Handlungsorientierung.
- Und sie bietet wenig Spielraum für eigene Ideen oder eine flexible Gestaltung der Unterweisung.
Fazit: Vier-Stufen-Methode
In diesem letzten Abschnitt werden die zentralen Erkenntnisse zur Vier-Stufen-Methode nochmals abschließend zusammengefasst und die wissenswerten Informationen für Sie kompakt aufbereitet.
- Die Vier-Stufen-Methode lässt sich ideal auf viele Bereiche transferieren und ist damit ein sehr flexibles Verfahren
- Das Methode setzt sich aus vier Stufen zusammen: „Vorbereitung“, „Vormachen und erklären durch den Ausbilder“, „Nachmachen und erklären durch den Auszubildenden“ und „Üben“
- Die Methode eignet sich besonders für Unterweisungen mit praktischen Erklärungsbedarf und psychomotorische Lernzielen
Haben Sie Fragen zur Vier-Stufen-Methode?
Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen oder kontaktieren Sie uns!
Mit unserem Online-Ausbilderkurs bereiten wir Sie umfassend und flexibel auf den Ausbilderschein und die AEVO Prüfung vor.
Im Modul \”Prüfungsvorbereitung\” finden Sie u. a. auch ausführliche Videos zur Vier-Stufen-Methode inkl. Live-Beispiel einer Durchführung für die Prüfung.