Sie befinden sich aktuell in der Prüfungsphase Ihres Ausbilderscheins oder planen diesen zu machen?
Das Fachgespräch ist ein wichtiger Bestandteil der praktischen AEVO Prüfung, vor dem viele Prüflinge großen Respekt haben.
Doch unserer Meinung nach ist das völlig unbegründet.
In dem folgenden Artikel geben wir Ihnen Tipps und teilen persönliche Erfahrungen mit Ihnen, damit Sie sicher in das Fachgespräch begeben können.
Außerdem zeigen wir Ihnen ein paar beispielhafte Prüfungsfragen für das Fachgespräch, damit Sie eine Vorstellung davon bekommen, was Sie erwartet.
Aufbau der AEVO Prüfung
Die AEVO Prüfung setzt sich aus dem schriftlichen und dem praktischen Prüfungsteil zusammen.
Die praktische Ausbildereignungsprüfung findet in der Regel ein paar Tage bis Wochen nach der schriftlichen Prüfung statt und besteht aus zwei Komponenten:
- der Präsentation oder der Durchführung einer Ausbildungssituation
- das Fachgespräch
Für beide Prüfungsteile stehen Ihnen 15 Minuten zur Verfügung.
Das Fachgespräch knüpft an die Inhalte der AEVO-Präsentation bzw. der Durchführung der Ausbildungssituation an.
Sie haben es also gewissermaßen zumindest teilweise selbst in der Hand, welche Themen Ihnen im Fachgespräch gestellt werden.
Ablauf des AEVO Fachgesprächs
Während Sie die Präsentation im Stehen und die Durchführung einer Ausbildungssituation meist an einem Tisch mit einem „Auszubildenden“ durchführen, werden Sie für das Fachgespräch gebeten, vor dem Prüfungsausschuss Platz zu nehmen.
Der Prüfungsausschuss besteht aus mindestens drei Prüfern: einem Lehrervertreter sowie je einem Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter.
Auch wenn der Name „Fachgespräch“ den Anschein verleiht, als ob dies ein Austausch fachlicher Kenntnisse, Entwicklungen, Methodenansätze oder didaktischer Überlegungen sei, findet dies in der Praxis kaum Anwendung.
In der Regel wird ein Prüfer, manchmal auch zwei oder abwechselnd zu dritt, dem Prüfling Fragen bezüglich seiner Präsentation oder Durchführung stellen.
Dabei werden nebenbei Notizen für die Bewertung gemacht.
Nach 15 Minuten werden Sie für wenige Minuten aus dem Prüfungsraum geschickt, damit sich die Prüfer über Ihre Leistung besprechen können und eine Punktzahl hierfür festlegen.
Diese wird Ihnen direkt im Anschluss mitgeteilt.
Somit wissen Sie bereits nach Abschluss der praktischen Prüfung, ob Sie die Prüfung und somit Ihren Ausbildereignungsschein bestanden haben.
Themen des Fachgesprächs
Wie bereits erwähnt, wird im Fachgespräch an die ersten 15 Minuten der praktischen Prüfung angeknüpft.
Dabei werden folgende Punkte von den Prüfern unter die Lupe genommen:
Ihre Themenauswahl
Für was für ein Thema haben Sie sich für Ihre Ausbildungssituation entschieden?
War dieses angemessen und wie wurde dieses von Ihnen umgesetzt?
Die Ausbildungssituation
Hier werden Fragen zum Ausbildungsberuf, zur Ausbildungsordnung, zum Ausbildungsrahmenplan und zum betrieblichen Ausbildungsplan behandelt.
Außerdem wird sowohl auf die zeitliche als auch sachliche Gliederung Wert gelegt.
Mögliche Fragen könnten sein:
- Wie haben Sie die Lernziele hergeleitet?
- Erklären Sie die Unterschiede von Richtlernziel, Groblernziel, Feinlernziel.
- Was versteht man unter Lernziel-Taxonomie?
- Nennen und unterscheiden Sie sämtliche Lernbereiche.
- Welche Methoden haben Sie in der Ausbildungsunterweisung eingesetzt?
- Worum handelt es sich bei der modifizierten 4-Stufen-Methode?
- Was versteht man unter der Leittext-Methode?
- Welche Medien haben Sie eingesetzt?
- Was für alternative Handlungen wären möglich gewesen?
- Welche für Führungsstile kennen Sie?
- Wie können Sie Ihren Auszubildenden motivieren?
- Welche Möglichkeiten kennen Sie zur Aktivierung Ihres Auszubildenden?
- Worauf haben Sie bei der Erfolgskontrolle geachtet?
- Wie kam die pädagogische Kompetenz bei Ihnen zum Vorschein?
- Hatte die Umsetzung einen Bezug zur Praxis?
Generell sollten Sie außerdem folgende Themengebiete vor der Prüfung für sich bearbeiten, damit Sie auch in einem nervösen Zustand während der Prüfung eine klare Antwort auf die Fragen der Prüfer finden:
- Pädagogische Grundsätze
- Schlüsselqualifikationen
- Transferimpulse
- Handlungskompetenz
- Leistungsbereitschaftskurve
- Modell der vollständigen Handlung
- Adressatenanalyse
- sowie Fragen zum Ausbildungsnachweis
Tipp: Erstellen und arbeiten Sie mit Ihrem Unterweisungskonzept!
Ein Unterweisungskonzept ist kein Pflichtbestandteil für Ihre Ausbildereignungsprüfung und wird von den Kammern nicht bewertet.
Dennoch gilt er als roter Faden, der Sie durch Ihre Präsentation bzw. Durchführung der Unterweisung und entsprechend durch Ihre Prüfung führt.
In unserem Ausbilderkurs der AEVO Akademie stellen wir Ihnen eine praxiserprobte Vorlage für Ihr Unterweisungskonzept zur Verfügung.
Dieses gibt Ihnen Orientierung und erleichtert Ihnen die Planung einer erfolgreichen Unterweisung.
Gerne kontrollieren wir auch kostenfrei für Sie Ihr Unterweisungskonzept, sodass Sie die Ausbildereignungsprüfung nur bestehen können!
Beispielhafte Fragen im Fachgespräch
Auf diese Beispielfragen sollten Sie im Fachgespräch sofort eine Antwort parat haben:
Was für eine Ausbildungsmethode haben Sie für die praktische Prüfung gewählt?
Erläutern Sie kurz Ihre ausgewählte Methode und gehen Sie im Anschluss die einzelnen Schritte, die die Methode mit sich bringt, durch.
Vergessen Sie dabei nicht, mitzuteilen, was für Ausbildungsmittel Sie während der Unterweisung eingesetzt haben, was für Pflichten Sie als Ausbilder haben und was für eine Rolle der Auszubildende übernimmt.
In der Regel haben Sie sich bereits vor der Prüfung ausgiebig anhand Ihres Ausbildungskonzepts mit der ausgesuchten Methode und dem Ablauf befasst.
Die Erklärung wird Ihnen dadurch sicherlich einfach fallen!
Warum haben Sie sich für genau diese Methode entschieden?
Erläutern Sie die Gründe, warum Ihre ausgewählte Ausbildungsmethode zu Ihrer Ausbildungssituation passt und perfekt geeignet ist, um Ihren Auszubildenden neue Kenntnisse zu vermitteln.
Gehen Sie beispielsweise darauf ein, dass die Methode zum Lerntyp, zum Lernziel und zum Thema der Unterweisung passt.
Vermeiden Sie Aussagen wie „Das ist die gängigste Methode und wird immer angewandt.“ oder „Für die Prüfung ist diese Ausbildungsmethode am geeignetsten.“
Was für eine andere Ausbildungsmethode wäre in Ihrer Ausbildungssituation auch möglich gewesen?
Bei der Vier-Stufen-Methode könnten Sie beispielsweise als Alternative die modifizierte Vier-Stufen-Methode oder auch die Durchführung einer Demonstration mit einem anschließenden Lehrgespräch nennen und diese erklären.
Natürlich sollen Sie die optimale Methode für Ihre Unterweisung ausgewählt haben und dies auch noch einmal kurz bestätigen.
Was für weitere Ausbildungsmethoden kennen Sie?
Beispiele wären das Lehrgespräch, den Vortrag, die Leitexttextmethode ein Projekt, Fallaufgaben oder Planspiele, Demonstrationen oder Moderationen sowie Gruppenarbeiten oder Rollenspiele.
Wir haben einen ganzen Beitrag zu den Lern- und Ausbildungsmethoden, sollten Sie sich bisher nicht ganz sicher fühlen bei diesem Thema.
So können Sie die Fragen im Fachgespräch steuern
Oftmals liegt einem ein Themenbereich besser als ein anderer. Achten Sie darauf, dass das Fachgespräch auf die Themen gelenkt wird, in welchen Sie Experte sind.
Das können Sie bereits während Ihrer Präsentation oder Durchführung stark beeinflussen. Gehen Sie hier kurz auf Themen ein, die sie zwar benennen, aber nicht vollständig ausführen.
Die Prüfer werden sich Stichpunkte dazu notieren und üblicherweise im Anschluss im Fachgespräch darauf eingehen.
Auch im Fachgespräch können Sie versuchen, die Prüfer auf ihre gewünschten Themengebiete zu lenken.
Wenn Ihnen eine Frage gestellt wird, auf die Sie gerne eine Antwort geben, dann schmücken Sie diese aus und streifen zum Ende hin ein neues Thema an, über das Sie sich gut informiert haben und sich sicher darin sind.
Stellen Sie sich jedoch dabei auf Detailfragen ein!
Wenn Sie die Leittextmethode als Thema erwähnen, sollten Sie die Durchführungsschritte Informieren, Planen, Entscheiden, Durchführen, Kontrollieren und Bewerten also beispielsweise im Schlaf aufzählen können. 😉
Es ist keine Garantie, dass die Prüfer in Ihrem gewünschten Themenbereich nachhaken werden. Da es sich jedoch um ein fließendes Gespräch handeln sollte, liegt die Wahrscheinlichkeit nahe.
Bewertung des Fachgesprächs
Wie bei dem schriftlichen Prüfungsteil, gibt es auch im praktischen Prüfungsteil 100 Punkte, die Sie erreichen können.
Damit Sie die Prüfung bestehen, benötigen Sie mindestens 50 Punkte. Sicherlich ist es wünschenswert, mit einer hohen Punktzahl die Prüfung zu bestehen. Damit erhalten Sie die Bestätigung, Ihre Ausführung richtigzumachen und wissen, wie Sie dies auch künftig in der Praxis umsetzen können.
Fällt die Punktzahl niedriger als erhofft aus, müssen Sie sich jedoch keinen Kopf machen! Jeder erwischt mal einen blöden Tag, an dem er nicht 100 Prozent geben kann oder mit den Prüfern nicht auf einer Wellenlänge agiert.
Und wie wir alle wissen, sind Prüfungssituationen ein Ausnahmezustand und entsprechen nicht der Realität. Schlussendlich kommt es darauf an, dass Sie den Ausbilderschein als Nachweis erhalten, um Ausbilder zu werden.
Direkt nach Ihrer 30-minütigen Prüfung werden Sie von den Prüfern für wenige Minuten aus dem Raum gebeten.
Diese bewerten zuerst Ihre Präsentation bzw. Durchführung der Unterweisung und danach Ihr Fachgespräch.
Die Bewertung für den ersten Teil setzt sich aus dem Aufbau und der inhaltlichen Struktur (Zielorientierung, sachliche Gliederung, zeitliche Gliederung, Logik), der Präsentationstechnik (Medieneinsatz, Visualisierung, Körpersprache) und der kommunikativen Kompetenz (Sprachstil, Ausdrucksweise, Satzbau, Überzeugungsfähigkeit) zusammen.
Der zweite Teil, das Fachgespräch, wird üblicherweise etwas höher gewertet als der erste Teil.
Hier wird Wert auf die vollständige und fachliche Kompetenz gelegt.
- Ist ein fachlicher Hintergrund vorhanden?
- Wie, wann und wie oft werden Fachbegriffe verwendet?
- Wie argumentiert der Prüfling?
- Gelingt eine thematische Durchdringung?
Im Anschluss werden Sie in den Raum zurückgebeten und Ihnen wird Ihr Prüfungsergebnis mitgeteilt.
Sie wissen also bereits nach der mündlichen Prüfung, ob Ihnen der Nachweis für die berufs- und arbeitspädagogische Qualifikation zusteht.
AEVO Fachgespräch: Fragen und Antworten
Wie bereite ich mich auf das Fachgespräch vor?
Orientieren Sie sich an Ihrem Ausbildungskonzept und überlegen Sie sich, welche Fragen Ihnen die Prüfer zu Ihrer Unterweisung und verwandten Themen stellen könnten. Im Online-Kurs der AEVO Akademie bereiten wir Sie umfassend auf die praktische Prüfung und das Fachgespräch vor und geben Ihnen zahlreiche Tipps und persönliche Hilfestellungen.
Wie wird das Fachgespräch bewertet?
In der praktischen Prüfung können Sie bis zu 100 Punkte erreichen, wobei das Fachgespräch in der Regel etwas höher gewichtet wird als die Präsentation bzw. Durchführung Ihrer Ausbildungssituation. Die Prüfer bewerten im Fachgespräch vorwiegend Ihre fachliche Kompetenz. Um die Prüfung zu bestehen, müssen Sie mindestens 50 Punkte erreichen.
Wie läuft das Fachgespräch ab?
Im Fachgespräch werden Ihnen vom Prüfungsausschuss Fragen zu Ihrer zuvor präsentierten oder praktisch durchgeführten Ausbildungssituation und daran anschließende Themen gestellt. Das Fachgespräch dauert ca. 15 Minuten. Anschließend werden Sie zur Beratung der Prüfer kurz aus dem Raum gebeten. Danach erfahren Sie direkt Ihr Ergebnis und ob Sie den Ausbilderschein bestanden haben.
Welche Fragen werden im Fachgespräch gestellt?
Die Fragen orientieren sich an Ihrer Ausbildungssituation und daran anschließenden Themen. Es werden Ihnen insbesondere Fragen zur Themenfindung, der verwendeten Unterweisungsmethode, der Definition Ihres Lernziels oder der Durchführung der Lernerfolgskontrolle gestellt.
AEVO Fachgespräch Fazit
Wir hoffen, dass wir Ihnen einen Einblick in das Fachgespräch geben konnten und Sie diese Tipps für Ihre Ausbildereignungsprüfung anwenden können.
Sofern Sie bereits die Prüfung bestanden haben, dann lassen Sie die Community und uns noch bitte mit einem Kommentar wissen, wie Sie das Fachgespräch gemeistert haben.
Auf unserem Blog berichten wir auch über die Voraussetzungen zum Ausbilderschein, den Kosten für den Ausbilderschein oder die Ausbildung der Ausbilder allgemein.
Sie sind noch auf der Suche nach einer Vorbereitung auf Ihre Ausbildereignungsprüfung?
Die AEVO Akademie bietet in eine vollumfängliche Vorbereitung für Ihren Ausbilderschein!
Als Bonus beraten wir Sie gerne bei Ihrem Unterweisungsentwurf, kontrollieren diesen und stellen Ihnen im Vorfeld ALLE relevanten Materialien zur Verfügung, damit Sie mit einem guten Gefühl in die Prüfung können und auch wieder hinausgehen.
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Bei Fragen können Sie uns selbstverständlich jederzeit kontaktieren – wir beraten Sie gerne!